Alibabas Pläne für „Wer liefert was“ „Zehn Prozent Wachstum wären eine Enttäuschung“

Quelle: imago images

„Wer liefert was“ gehört seit Herbst 2023 zum Alibaba-Konzern. Nun erklärt der Statthalter, was die Chinesen mit der Plattform vorhaben: Nicht weniger als die Eroberung des europäischen B2B-Handels.

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Gut ein Vierteljahr nach dem Einstieg des chinesischen Alibaba-Konzerns bei der Hamburger Visable-Gruppe, der Mutter der B2B-Plattformen „Wer liefert was“ und „Europages“, beschleunigt die europäische B2B-Beschaffungsplattform ihre internationale Expansion. Anfang April eröffnet Visable in Mailand eine eigene Tochtergesellschaft fürs Italiengeschäft, eine weitere soll im Laufe der kommenden zwei bis drei Monate in Spanien folgen. Bisher hatte Visable nur Niederlassungen in deutschsprachigen Ländern, einigen Nachbarländern sowie der Türkei.

„Wir geben richtig Gas und wollen sowohl unser Angebot als auch unser Geschäft erheblich ausbauen“, umreißt Visable-CEO Peter Schmid seine Pläne – und die Erwartungen der neuen chinesischen Eigner. „Den Umsatz – wie bisher – nur um zehn Prozent pro Jahr zu steigern, wäre eine Enttäuschung“, kommentiert Schmid. „Wir peilen eine Verdoppelung des Umsatzes binnen weniger Jahre an.“ Zuletzt hatte Visable vor der Übernahme einen Jahresumsatz von rund 68 Millionen Euro publiziert.

Möglich machen soll den angepeilten Umsatzsprung insbesondere der Ausbau der bisher eher als Lieferantenverzeichnis für Beschaffungsprozesse zu einem digitalen Marktplatz. Über den sollen Unternehmen künftig nicht mehr bloß potenzielle Lieferanten finden, sondern deren Produkte auch konkret bestellen und bezahlen können.

Zur Person

„Hier können wir enorm vom Know-how unseres Mutterhauses Alibaba profitieren, das ja bereits ausgefeilte Handelsplattformen betreibt“, erklärt der Visable-Chef. „Statt ein entsprechendes Portal selbst entwickeln zu müssen, können wir uns im Werkzeugkasten der Mutter bedienen.“ Statt binnen vier bis fünf Jahren lasse sich der geplante Ausbau der Plattform nun voraussichtlich schon innerhalb von 12 bis 18 Monaten realisieren, glaubt  Schmid, der vor seiner Zeit bei Visable unter anderem schon CEO bei Parship und Mobile.de war.

Strikte Vorgaben der Bundesregierung

Dass die Visable-Portale einfach an die IT der Chinesen angedockt werden, schließt er jedoch aus. „Wir betreiben unsere eigenen Systeme und Plattform und halten auch die Daten unserer Kunden in Europa“, betont Schmid und verweist auch auf entsprechende Vorgaben der Bundesregierung, die den Verkauf von Visable an Alibaba im vergangenen Jahr rund vier Monate lang geprüft hatte.

Und auch eine Integration seiner Plattform in die europäischen Ableger der Mutter, wie Alibaba.com oder AliExpress passe nicht zum Wachstumskonzept von Visable: „Wir bieten westlichen Unternehmen ein hochwertiges Umfeld für B2B-Geschäfte und werden nicht zum verlängerten Arm chinesischer Online-Handelsportale“, betont Visable-CEO Schmid.

Seine Vorgabe im Alibaba-Verbund sei, noch viel mehr europäische Anbieter und Einkäufer als bisher auf die Visable-Plattformen zu bringen, und nicht als Zubringer zu anderen Konzernschwestern zu fungieren. „Bei Alibaba wird der Wettbewerb auch zwischen den unterschiedlichen Töchtern stark gefördert“, berichtet Schmid, der im Winter mit Managern seines Unternehmens an verschiedenen Alibaba-Standorten in China unterwegs war.

„Wir haben dort auch einen eigenen Visable-Ableger gegründet, wo das Unternehmen zusätzliche Entwicklungskapazitäten aufbauen will. „15 Fachleute haben bereits bei uns angeheuert, bis Ende Juni sollen es bereits 40 Köpfe sein“, berichtet Schmid.

Entwickler in China teurer als in Hamburg

Ausdruck eines Plans, die eigene IT-Entwicklung nach China auszulagern, sei das allerdings ganz sicher nicht, unterstreicht der Visable-Chef. Inzwischen liege das Gehaltsniveau an den Alibaba-Standorten in China über dem in Hamburg. „Aber zumindest finden wir dort leicht Leute, mit denen wir die Wachstumspläne umsetzen können.“

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Dabei spiele auch die Strahlkraft des Mutterhauses eine wichtige Rolle. „Die Talente wollen in der Alibaba-Familie anheuern“, erzählt Schmid, „mit Visable als B2B-Plattform kann in China noch kaum jemand etwas anfangen.“ Das aber muss nicht so bleiben.

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